Wie bei den SAP Management Cockpits kann eine SAP-Werttreiberbaum-
Struktur zur Anzeige verschiedener Organisationseinheiten genutzt
werden – es werden ja keine »Ziele« betrachtet, sondern »objektive«
Kennzahlenstrukturen und deren Einflüsse. Natürlich bewegt man sich
dabei in spezifischen Paradigmen: Vorstellbar ist, dass Sie z.B. das Shareholder-
Value-Konzept von Alfred Rappaport, ergänzt um eigene, unternehmensspezifische
Werttreiber, abbilden. Sie können aber auch das
Konzept des Economic Profit von McKinsey, das RoI-Schema nach Dupont
oder ganz einfach Ihre GuV-Struktur mittels eines Werttreiberbaums
darstellen. Mit anderen Worten: Das Konzept ist sehr flexibel. Werttreiberbäume
werden nämlich »modular« aus den betriebswirtschaftlichen
Kennzahlen, die Sie mit dem Measure Builder angelegt werden, zusammengesetzt.
Für jede Kennzahl können Sie wie bei den SAP Balanced
Scorecards automatisch oder manuell einen Status setzen, der Ihnen den
Grad der Zielerreichung anzeigt.
Ihre Analysebedarfe können Sie mit zwei Grundvarianten von Werttreiberbäumen
decken: Entweder nutzen Sie einen Werttreiberbaum rein
deskriptiv zur Anzeige, oder Sie nutzen ihn auch als einfache Planungsund
Simulationsumgebung.
Im ersten Fall nutzen Sie wiederum exakt die gleiche Technik wie bei der
SAP Balanced Scorecard: Über BEx Queries lesen Sie die Daten aus SAP BI
aus und stellen Sie in den Wertfeldern bei den einzelnen Kennzahlen in
der Baumstruktur dar. Hinsichtlich der Anzahl der Wertfelder gibt es – wie
bei den Scorecards – keine Beschränkungen, Sie können also auch hier
Forecasts oder mehrere Planversionen gleichzeitig darstellen.
Im zweiten Fall gehen Sie einen Schritt weiter: In der Baumstruktur verwenden
Sie so genannte Simulationswertfelder. Diese kommunizieren
mit einem Planungslayout aus SEM-BPS/BW-BPS, das Ihnen ermöglicht,
manuell oder durch Kopieren Werte in die einzelnen Simulationswertfelder
zu erfassen und dann aufgrund zugeordneter Planungsfunktionen
über die Baumstruktur zu berechnen. Abbildung 10.26 zeigt ein Beispiel
für einen SAP-Werttreiberbaum mit Simulationsfunktion. Jede dargestellte
Box repräsentiert eine Kennzahl. Die beiden oberen Wertfelder
jeder Box sind reine Anzeigewertfelder, die Daten aus SAP BI wiedergeben.
Die beiden unteren, weiß gefärbten Wertfelder dagegen sind eingabebereite
Simulationswertfelder, in denen Sie mit SEM-BPS/BW-BPSTechnik
Planwerte erfassen können. Beispielsweise stellt die oberste Box
die Kennzahl Free Cash Flow dar. Die beiden Wertfelder Actual und Plan
sind reine Anzeigewertfelder, die Daten wie im Fall der SAP Balanced
Scorecard aus SAP BI beziehen und darstellen. Ausserdem sind jedoch
noch zwei weitere, eingabebereite Wertfelder zu sehen: Die Wertfelder
Simulations (VDT) 1st Simulation-Version und Simulations (VDT) 2nd
Simulation-Version. Beide Wertfelder übergeben Eingaben an ein Planungslayout
aus SEM-BPS/BW-BPS, das die Speicherung der Werte in
SAP BI ermöglicht.
Wichtig ist, dass Sie die Formeln für die Berechnung von Abhängigkeiten
entlang der Baumstruktur nicht direkt in der Designumgebung des Werttreiberbaums
hinterlegen können. Wenn Sie einen Werttreiberbaum mit
Simulationsfunktion anlegen wollen, müssen Sie in jedem Fall mit SEMBPS/
BW-BPS arbeiten und eine Hand voll Planungsstrukturen anlegen –
unter anderem auch die Formeln, mit denen die Abhängigkeiten berechnet
werden.
Wenn Sie simulieren wollen, inwiefern Änderungen einzelner Kennzahlen
auf die oberste Kennzahl in Ihrem Werttreiberbaum durchschlagen,
machen Sie sich zunächst die Kopierfunktion zunutze. Kopieren Sie z.B.
die Istversion der Daten aus dem Wertfeld Actuals in das Simulationswertfeld, können Sie eine Art »Was-wäre-wenn«-Analyse ausführen:
Indem Sie den Wert einer Kennzahl ändern, können Sie den Effekt dieser
Änderung auf das Gesamtbild nachvollziehen. Ändern Sie mehrere Kennzahlen,
verwischen diese Effekte natürlich. Anstelle der Istversion können
Sie natürlich auch mit der Planversion oder einer Forecast-Version arbeiten.
Nutzen Sie z.B. die Planversion, können Sie den Einfluss verschiedener
Szenarien betrachten.
Beispiel
Nehmen wir an, Sie wollen einmal untersuchen, wie sich die Änderung
des Steuersatzes auf den Cashflow auswirkt. Abbildung 10.27 illustriert
dieses Szenario. Im Einzelnen würden Sie dann folgendermaßen
vorgehen:
1. Kopieren der Planversion in die beiden Simulationswertfelder
2. Ändern des Steuersatzes bei der Kennzahl Tax im Simulationswertfeld 1 auf 40% und im Simulationswertfeld 2 auf 60%
3. Neuberechnen der Baumstruktur
Das Ergebnis zeigt Ihnen Folgendes: In der Planversion (Steuersatz
50%) gehen Sie von einem Cashflow von knapp 10,54 Millionen USD
aus. Bei einem Steuersatz von 40% würden Sie mit einem Cashflow
von gut 15 Millionen USD rechnen, bei einem (zugegebenermaßen
etwas unrealistischen) Steuersatz von 60% dagegen nur mit einem
Cashflow von 6 Millionen USD.
Wenn Sie anstelle der Planversion einen Forecast verwenden, können Sie
entlang dieser Vorausschau simulieren und die Auswirkung von Änderungen
einzelner Kennzahlen im Baum auf das Ergebnis gemäß Forecast
betrachten.
Die Werte, die Sie in den Simulationswertfeldern ermittelt haben, können
Sie in einer eigenen Version speichern – diese hängt allerdings direkt
vom verwendeten Simulationswertfeld ab. Das bedeutet: Sie können
nicht beliebig viele Versionen anlegen, sondern nur genau so viele, wie
Sie auch Simulationswertfelder zur Verfügung haben. Wenn Sie Ihre
gespeicherten Werte dann zu einem späteren Zeitpunkt nochmals für
eine Simulation nutzen, werden die gespeicherten Werte überschrieben.
Auch wenn Sie die SEM-Werttreiberbäume nutzen, sollten Sie wie bei
der SAP Balanced Scorecard von der Möglichkeit Gebrauch machen,
einen Status und eine Beurteilung zu formulieren. Die Möglichkeit dazu
haben Sie bei jeder Kennzahl. Abbildung 10.28 zeigt Ihnen einen Überblick
über die Details zur Kennzahl Free Cash Flow. Zusatzinformationen
wie die dargestellte Zeitreihe erleichtern die Beurteilung der realisierten
Werte.
Wenn Sie nun im Verlauf der Analyse etwas genauer wissen möchten,
über welche Abhängigkeiten eine Kennzahl auf der untersten Ebene Ihres
Werttreiberbaums die oberste Kennzahl beeinflusst, bedienen Sie sich
der Analyseoption Einfluss auf … aus dem Kontextmenü. Die Sicht wird
dann genau auf den Wirkungskanal eingeschränkt. Ergänzend haben Sie
auch Zugriff auf die Kennzahl-Definitionen in Ihrem Online-Reporting-
Handbuch – also die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen aus dem
Measure Builder.
Martin Strohmeier und Jörg Siebert I Quelle: SAP PRESS Buch mySAP ERP Financials"