Bernd Schartmann, Chief Audit Executive Deutsche Post DHL,
über die Compliance-Struktur beim Post- und Logistikkonzern.
>> Herr Schartmann, warum sind die Revisoren der Meinung, Compliance gehöre in ihren Kompetenzbereich?
<< Seit in der Wirtschaft die Notwendigkeit erkannt wurde, Revision zu betreiben, gehört
es zu unserer Kernaufgabe, für die Einhaltung von bestehenden internen und externen
Richtlinien und Gesetzen zu werben und dies zu prüfen. Deswegen ist die Notwendigkeit,
„compliant zu sein“, an sich doch nicht großartig neu.
>> Um darüber zu diskutieren, wer Compliance im Unternehmen umsetzen sollte, muss
der Begriff erst mal definiert werden. Was genau ist Compliance für Sie, und
wie soll sie umgesetzt werden?
<< Aus meiner Sicht müssen Unternehmen, die „compliant“ sein wollen – und wer will das nicht –, vor allem zwei Komponenten umsetzen. Zum einen müssen
angemessene Richtlinien mit zu beachtenden Regeln und Gesetzen im Konzern nicht nur entwickelt, sondern auch bekanntgemacht und vor allem auch trainiert werden. Das alleine
ist in einem globalen Konzern schon eine Herausforderung. Zum anderen muss durch regelmäßige und zielgerichtete Prüfungen sichergestellt werden, dass die Richtlinien
auch eingehalten werden.Manchmal kann man allerdings tatsächlich den Eindruck bekommen, dass der eine oder andere versucht, aus diesen Themen eine
neue wissenschaftliche Disziplin zu etablieren.
>> Doch ohne Compliance kommt heute keiner mehr aus. Compliance-Strukturen werden vor allem eingeführt, um den Vorstand vor
Haftung zu schützen. Wie stellen Sie in Ihrem Unternehmen sicher, dass die Deutsche Post den Anforderungen guter Unternehmensführung
entspricht?
<< Deutsche Post DHL war eines der ersten DAX-Unternehmen, dass voll und ganz die Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance
Kodexes umgesetzt hat. Allerdings haben wir das Rad nicht neu erfunden und keine parallelen Abteilungen zu bestehenden Bereichen hinzugestellt: Wir
haben ein Compliance-Committee gebildet, in dem die Disziplinen vertreten sind und ihre Ressourcen einbringen, die für die
oben beschriebenen Komponenten verantwortlich sind. So ist es eine Aufgabe des Rechtsbereiches, bei der Entwicklung angemessener
und gesetzeskonformer Richtlinien zu beraten. Der Personalbereich kümmert sich unter anderem durch Trainingsprogramme
darum, dass die Richtlinien bekannt sind und auch befolgt werden können. Aufgabe der Revision ist es, sicherzustellen, dass
diese Regeln eingehalten werden. Diese drei Kernmitglieder werden ergänzt durch hochkarätige Kollegen aus den Business-Units. Je
nach Erfordernis und Thema können weitere Zentralbereiche eingeladen werden. Unterstützt und koordiniert werden die
Arbeiten im Committee durch ein Compliance Office. Der Vorsitz des Committees liegt bei uns im HR-Bereich. Das Committee
berichtet an den Vorstand. In Summe decken damit drei schon seit jeher bestehende Bereiche wichtige Compliance-Aufgaben ab