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  Grenzen der Sicherheit

Unternehmen, die das Thema Compliance ernst nehmen, stehen früher oder später vor der Frage, wie sie sicherstellen können, dass nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Zulieferer rechtliche und ethische Normen einhalten. Denn ein Skandal beim Lieferanten kann schnell auf einen selbst zurückfallen. „Wir hatten einen Lieferanten, bei dem der Verdacht aufkam, dass er Kinderarbeit einsetzt“,erzählt Dr. Eckart Sünner, Compliance-Verantwortlicher bei dem Ludwigshafener Chemiekonzern BASF. „Dieser Verdacht wurde sofort auch uns zur Last gelegt, und wir mussten schnell eine Antwort finden auf die Frage, ob wir Erzeugnisse einsetzen, die unter moralisch bedenklichen Bedingungen hergestellt wurden. Der Verdacht war übrigens unbegründet.“ In Anbetracht dieser Risiken einerseits und des derzeitigen Compliance-Hypes andererseits ist es geradezu überraschend, dass Unternehmen kaum über Instrumente zur Sicherstellung der Lieferanten-Compliance verfügen. So resümiert Otto Geiß, Leiter der Internen Revision und des Wertemanagements der Fraport AG: „Derzeit können wir nicht mehr tun, als an unsere Geschäftspartner zu appellieren.“ Bei Fraport wird versucht, das Problem über eine Lieferanten-Selbstverpflichtung zu lösen. Im Rahmen der Teilnahme an der Ausschreibung zu einem Vertrag muss der Bewerber erklären, dass er Maßnahmen ergriffen hat, um die Integrität in seinem Unternehmen zu fördern, dass er Verhaltensstandards formuliert hat und dass er auf die Einhaltung dieser Standards drängt. Kommt es zu einem Vertrag, bilden Compliance-Grundsätze, wie z.B. Integritätsklauseln, Teil der Vertragsbedingungen.


Selbstauskunft ist der erste Schritt

Thomas Tempel, Manager bei PricewaterhouseCoopers (PwC), sieht Selbstauskünfte als einen ersten Schritt in die richtige Richtung: „Wer von einem Lieferanten eine Selbstauskunft und ein Bekenntnis zu Compliance verlangt, schafft Bewusstsein. Eine echte Kontrolle ist dies aber natürlich nicht.“ Und genau hier liegt das Problem: Denn viele Compliance-Verantwortliche wie auch Geiß von Fraport würden gerne einen Schritt weiter gehen und ihre Geschäftspartner überprüfen. Doch hierfür gibt es bisher kaum Konzepte. Grund ist – wie so oft bei dem modischen Compliance-Thema –, dass niemand genau weiß, was Compliance eigentlich ist und wie viel Compliance man genau braucht. „Compliance ist in Deutschland noch jung, verbindliche bzw. unternehmensübergreifend anerkannte Regeln gibt es nicht. Während mit den ISO-Normen im Bereich des Qualitätsmanagements gute Lösungen verfügbar sind, bleiben Compliance-Zertifizierungen schwierig“, sagt Birthe Görtz, Partnerin bei PwC.


Der Wunsch nach Sicherheit

Mit dem wachsenden Wunsch auf Seiten der Praktiker nach Sicherheit bei der Lieferantenauswahl intensivieren Wirtschaftsprüfer, Dienstleister und Verbände ihre Suche nach einer Lösung. So arbeiten derzeit zum Beispiel das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) wie auch PwC an einer Zertifizierung. Auch wenn sich bisher niemand mit Details an die Öffentlichkeit wagt, scheint klar: Eine allgemeine Zertifizierung vergleichbar zur ISO wird es nicht geben. Die derzeitigen Lösungsansätze basieren eher auf bilateralen Überprüfungen einzelner Geschäftspartner. Insbesondere die Wirtschaftsprüfer wittern hier natürlich ein gutes Geschäft. Ein weiterer Lösungsansatz kommt vom Bayerischen Bauindustrieverband: „Mit dem sogenannten ‘EMB-Wertemanagement Bau’ können Unternehmen nach außen und innen signalisieren, dass sie fair und werteorientiert handeln wollen, und dementsprechende Anstrengungen unternehmen“, erläutert Dr. Detlef Lupp, Geschäftsführer des EMB-Wertemanagements Bau e.V. Nachdem ein Unternehmen die Grundwerteerklärung kodifiziert hat, einen unternehmensspezifischen Verhaltensstandard entwickelt und eine entsprechende Compliance-Organisation implementiert hat, erfolgt das externe Audit. Dieses wird vom EMB-Audit-Ausschuss durchgeführt und kostet einiges an Zeit, Nerven und Geld. Denn erst nach erfolgreichem Erst-, Zweit- und Wiederholungsaudit sowie einer Selbstbewertung wird die heißersehnte Urkunde überreicht. Dabei betragen die Kosten für ein Audit nach Auskunft des EMB im Durchschnitt 2.250 Euro. Ein prima Geschäft. Doch nicht nur aus Kostengründen gibt es auch Stimmen, die vor allzu harter Kontrolle der Lieferanten warnen. „Unternehmen müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass sehr strenge Anforderungen die Auswahl an Lieferanten beschränken“, sagt PwC-Manager Tempel. Und der Compliance-Verantwortliche der BASF, Dr. Eckart Sünner, setzt – trotz aller damit einhergehenden Risiken – lieber auf Vertrauen als auf zu viel Kontrolle: „Langjährige Geschäftsbeziehungen sind die beste Sicherheit. Eine generelle Atmosphäre des Misstrauens vergiftet dagegen das Klima und führt nicht zu vernünftigem Geschäftsgebaren.“

Quelle: www.compliance-plattform.de


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