Für viele Unternehmen spielt SEPA weiterhin keine besondere Rolle. Unbemerkt aber profitieren sie von dem einheitlichen Zahlungsverkehr im Euro-Raum: Im Zusammenhang mit der Ebics-Pflicht bringt er Banken dazu, ihre Produktentwicklung zu forcieren. Mit HVB, Deutsche
Bank/Postbank, Commerzbank/Dresdner Bank und WestLB haben alle privaten Großbanken sowie die im deutschen Zahlungsverkehr wichtigste Landesbank in den vergangenen zwölf Monaten neue Lösungen für das E-Banking präsentiert. Hintergrund der neuen Lust an der Produktentwicklung ist der
preisdrückende Effekt der Harmonisierung: Weil die Abwicklung von Zahlungsaufträgen immer billiger wird, droht den Banken das lukrative und stabile Cashflows einbringende Geschäft wegzubrechen. Mit Hilfe von Produktinnovationen wollen sie sich gegenüber den Wettbewerbern deutlicher abgrenzen
und so die schwindenden Margen über einen höheren Marktanteil kompensieren.
Die jüngste Innovation kommt von der HVB: Seit Mai bietet sie das Tool „New eBanking“ an. Es kann die neuen SEPA-Formate verarbeiten und besitzt Schnittstellen für die üblichen ERP-Systeme. „Es kann dadurch einen erheblichen Beitrag zur Automatisierung der Zahlungsabwicklung leisten“, sagt
Franz Zahn, Leiter Product Development eBanking bei der HVB. Auch die Commerzbank bietet unter dem Namen „Global Payment Plus“ ein neues Internetportal an, das sogar mit Hilfe eines Signatursticks weltweit genutzt werden kann. Die Deutsche Bank ist mit der
Lösung „Multibank“ am Markt, während die WestLB ihr Portal „Cashline Web“ auf Ebics umstellte und SEPA-Funktionalitäten integrierte. Auch SEB, LBBW und NordLB haben ihre jeweiligen EBanking-Lösungen angepasst.
Nach Aussage der Banker verkaufen sich die neuen Lösungen hervorragend. Die Commerzbank berichtet von 500 neuen Nutzern pro Monat, davon 98 Prozent Firmenkunden. Ähnlich die HVB: „Seit dem Release Anfang Mai haben wir bereits 100 Nutzer gewonnen, darunter zahlreiche Neukunden“, sagt
HVB-Manager Zahn. Auch die Krise mache sich nicht negativ bemerkbar. Allerdings sei es schwierig, Unternehmen zu einer Umstellung zu bewegen, da sie zunächst Aufwand erzeuge, bevor sie sich mittel- oder langfristig amortisiere. Selbst für Treasurer, die meinen, eigentlich keine neue E-Banking-
Lösung zu brauchen, kann die neue Angebotsvielfalt interessant sein. Die Banken drängen bei der Kreditvergabe noch stärker auf das Cross-Selling. Eine neue Bankanbindung, die per Automatisierung mittel- und langfristig auch Kosten spart, könnte da ein interessantes Verhandlungselement sein.