Anforderungen an das internationale Credit Management in der Alpenrepublik
Internationale Geschäftsbeziehungen setzen auch länderübergreifendes Forderungsmanagement
voraus. Immer mehr deutsche Unternehmen weiten ihren Geschäftsbereich
in die europäischen Nachbarländer aus – insbesondere in die deutschsprachigen,
wie beispielsweise die Schweiz. Gleichzeitig ist natürlich auch für die
Schweizer der deutsche Markt mit seinem großen Angebot sehr attraktiv, und viele
Schweizer bestellen ihre Ware in deutschen Online-Shops. Wenn die internationalen
Vernetzungen zunehmen und sich Märkte transnational vergrößern, ist es unabdingbar,
auch das Forderungsmanagement anzupassen.
Gerade die Schweiz stellt für deutsche Unternehmen einen attraktiven Markt dar. Der größte Teil der Schweiz ist
deutschsprachig (ca. 64 Prozent), zudem immigrieren immer mehr Deutsche in den Alpenstaat – die Schweiz ist Auswanderungsland
Nummer eins für die Deutschen. Dies wirkt sich natürlich auf das Kauf- und Zahlverhalten aus. Besonders
gut lässt sich dies exemplarisch an der Versandhandelsbranche darstellen. Schweizer Kunden kaufen gerne die
Waren bei deutschen Online-Shops. Zum einen ist das Angebot in Deutschland schon allein aufgrund der Größe viel
höher, zum anderen bleiben die deutschen Auswanderer ihren vertrauten Online-Shops oftmals treu. Das UNKaufrecht
liefert zudem den rechtlichen Rahmen für transnationale Geschäftsbeziehungen. Was große Versandhändler
bereits vorgemacht haben, wird auch immer attraktiver für kleine und mittelständische Unternehmen: die Erweiterung
des Geschäftsfeldes in die Schweiz.
Auch die Schweiz wurde von der globalen Finanzkrise getroffen, was sich langfristig auch auf die Zahlungsmoral
auswirkt. Unternehmen müssen aber deshalb nicht auf ihren offenen Rechnungen sitzenbleiben. Auf die durch die
Krise entstandene Zahlungsunfähigkeit der Schuldner muss optimal reagiert werden, um sich mithilfe eines angepassten
Forderungsmanagements langfristig Liquidität zu sichern. Experten mit einem schnellen und unkomplizierten
Inkassosystem sorgen dabei für den größtmöglichen Erfolg.
Zwar erwarten die Unternehmen in den kommenden Jahren eine Verschlechterung der Zahlungsmoral, dennoch sind
die Zahlungsgewohnheiten der Schweizer im internationalen Vergleich sehr positiv zu bewerten: 75% der Schweizer
zahlen ihre Rechnungen innerhalb der vorgegebenen Zahlungsfrist, die im Schnitt 30 Tage beträgt. Während allerdings
in Deutschland der Trend zur „sicheren“ Zahlart wie Vorkasse, Kreditkarte oder Bezahldienstleistern wie z.B.
Paypal oder ClickandBuy geht, werden in der Schweiz rund 80% der Bestellungen auf Rechnung getätigt. Dabei entstehen
natürlich neue Herausforderungen für die Bonitätsprüfung, den Forderungsausfallschutz und das Forderungsmanagement.
Für deutsche Unternehmen, die ihr Geschäft und damit auch das Forderungsmanagement in die Schweiz ausweiten
wollen, gilt es, einige Besonderheiten zu beachten.
Die Dreisprachigkeit stellt nicht nur eine sprachliche Herausforderung dar. So variieren natürlich auch
Mentalität, Kultur und das Zahlungsverhalten zwischen den Deutsch, Französisch und Italienisch sprechenden Gebieten.
Die Erfahrungswerte zeigen, dass sich die Französisch und Italienisch sprechenden Kantone als schuldenanfälliger
herausstellen als die deutschsprachigen. Die säumigsten Zahler mit den höchsten Schulden leben in Genf, Waadt und
Neuenburg. Die beste Zahlungsmoral haben die Urner und Innerrhoder. Die regionalen Besonderheiten müssen in die
Strukturierung des Mahnprozesses einbezogen werden und diesen dementsprechend formen. Das bedeutet für Unternehmen:
Es reicht nicht aus, einfach nur Mahnschreiben zu übersetzen, sondern es muss gezielt auf die regionalen
Spezifika eingegangen werden. Die Art der Beitreibung muss also entsprechend auf die Region abgestimmt sein. Aus
diesem Grund sind Experten vor Ort unverzichtbar.
Bereits bei der Fallübernahme werden Bonitätsdaten erfragt und die Mahnprozesse dann den Schuldnerdaten
entsprechend gestaltet. Nach durchschnittlich 60 bis 90 Tagen werden die Forderungen an das Inkasso
übergeben. Die Betreibung findet nur in Schweizer Franken statt, Forderungen in einer anderen Währung werden dann in
CHF umgewandelt. Die Erfolgsquote im vorrechtlichen Mahnverfahren liegt bei 40–50 Prozent, je nach Qualität der Forderung.
Das Forderungsmanagement in der Schweiz zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus. Die Gläubiger arbeiten
nicht wie in Deutschland mit Gerichten zusammen, sondern mit Ämtern. So ist das Betreibungsamt beispielsweise dafür
zuständig, den Zahlungsbefehl (vgl. dt.Mahnbescheid) dem Schuldner zuzustellen.
Ist eine Pfändung erfolglos, so besteht die Möglichkeit, mithilfe des Verlustscheinmanagements (ähnlich den
deutschen titulierten Forderungen) die Forderungen über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Mit dem erwirkten
Verlustschein kann dann direkt auf eine Erholung der wirtschaftlichen Situation des Schuldners reagiert werden.
Ein weiterer wichtiger Faktor im Mahnprozess ist die Adressqualität. Die Schweizer ziehen sehr gerne um. Nur
20% der Schweizer besitzt ein Eigenheim, der größte Anteil der Bevölkerung wohnt also in Mietverhältnissen. Dies
macht sie natürlich flexibler. Deshalb muss gerade während des Mahnprozesses ein erfolgreiches Adressmanagement
stattfinden, um den Beitreibungserfolg zu gewährleisten. Nur mit hoher Adressqualität können auch hohe Beitreibungserfolge
erzielt werden.
Gerade für expandierende Unternehmen ist es unabdingbar, sich auf die Kenntnisse der Inkasso-Spezialisten zu verlassen,
um auf die Besonderheiten des rechtlichen Inkassos vorbereitet zu sein. So ist es von besonderer Wichtigkeit,
dass das Credit Management auf die länderspezifischen Gegebenheiten abgestimmt wird und die Experten vor Ort
Hand in Hand mit dem deutschen Unternehmen zusammenarbeiten können. Wer transnational agiert und dabei mit Experten
vor Ort kooperiert, hat die größten Erfolgschancen. So können eine hohe vorrechtliche Erfolgsquote erzielt
und hohe Kosten im Betreibungsverfahren vermieden werden – der Gläubiger sichert sich damit seine Liquidität.