Geschäftsprozesse erlauben es Ihnen, Ihre Gemeinkosten im Hinblick auf deren Verwendung zu analysieren und bieten Ihnen damit detailliertere Informationen über Ihren Wertefluss als die Kostenstellenrechnung, die darauf fokussiert ist, die Verantwortlichkeit für die Entstehung von Kosten aufzuzeigen. Ein Geschäftsprozess stellt einen Ablauf im Unternehmen dar, bei dem Kosten durch die Inanspruchnahme von Leistungen entstehen – in der Regel von Kostenstellen oder anderen Geschäftsprozessen. Ein Prozess selbst erbringt wiederum eine Leistung, die von Leistungsempfängern verbraucht werden kann. Prozesse können abteilungsübergreifend sein, d.h., es können mehrere Kostenstellen aus unterschiedlichen Bereichen der Unternehmenshierarchie an einem Prozess beteiligt sein.
Sie analysieren zunächst, welche Kosten in Ihrem Unternehmen dafür anfallen, die entsprechenden Prozesse durchzuführen. Dazu identifizieren Sie sog. Kostentreiber, also Faktoren, die die Kosten der Prozesse beeinflussen. In den genannten Beispielen wird der Haupteinflussfaktor der Arbeitsaufwand der Mitarbeiter sein, die am Prozess beteiligt sind. Wenn die Kostentreiber feststehen, betrachten Sie die Verwendungsseite – wofür sind die Prozesse in Anspruch genommen worden, welchen Kostenträgern (z.B. Produkte oder Marktsegmente im CO-PA) sollen die Prozesskosten zugerechnet werden, und nach welchen Kriterien sollen die Kostenträger belastet werden? Bei der Verrechnung von Prozesskosten sowohl auf der Entstehungs- wie auf der Empfängerseite haben Sie grundsätzlich die Wahl zwischen einer reinen Kostenverteilung (Push-Ansatz) oder einer Kostenzuordnung anhand der tatsächlichen Mengenaufnahme (Pull-Ansatz).
Push Ansatz
Setzen Sie die Kostenverteilung ein, so belasten Sie die Gemeinkosten von Kostenstellen an die Geschäftsprozesse anhand von Umlagen oder Verteilungen weiter. Bei diesen Methoden verrechnen Sie die gesamten Kosten auf dem Sender, unabhängig davon, wie viel Leistung tatsächlich in Anspruch genommen wurde.
Beispiel:
Die Kosten der Kostenstellen 100 und 200 werden anhand von bestimmten Schlüsseln an den Geschäftsprozess 100 umgelegt. Ausgehend von diesem Geschäftsprozess werden dann die gesamten von den Kostenstellen belasteten Kosten an Ergebnisobjekte mit dem Merkmal „Kunde“ weiterverrechnet. Als Berechnungsgrundlage dient hier die Zahl der je Kunden erfassten Kundenaufträge.
Pull Ansatz
Ordnen Sie jedoch die Kosten anhand der tatsächlichen Mengenaufnahme zu, so müssen Sie zunächst für den Geschäftsprozess wie auch für die beteiligten Kostenstellen eine Leistungsplanung durchführen und Tarife festlegen.
Beispiel:
Über den Geschäftsprozess 100 soll eine Menge von 200 Kundenaufträgen abgewickelt werden. Um diese Leistung zu erbringen, ist die Inanspruchnahme von Leistungen der bereits genannten Kostenstellen 100 und 200 notwendig. Wir gehen davon aus, dass für die Fertigstellung eines Kundenauftrags 30 Minuten der Leistung von Kostenstelle 100 zum Tarif von 20 EUR/h benötigt wird und eine Stunde von Kostenstelle 200 bei einem Tarif von 15 EUR/h. Auf dem Geschäftsprozess ergeben sich damit Plankosten von 5.000 EUR aufgrund der Leistungen der beiden Kostenstellen, um die geplanten 200 Kundenaufträge zu bearbeiten. Es ergibt sich daraus für den Geschäftsprozess ein Tarif von 25 EUR pro Stück (also pro Kundenauftrag). Werden mit 150 Kundenaufträge weniger als die geplanten 200 in einer Periode bearbeitet, werden die Senderkostenstellen nicht vollständig entlastet.
Unterschied zwischen Pull und Push
Die Unterschiede zwischen beiden Ansätzen auf den Senderkostenstellen und bei den Empfängern im wird im CO-PA ersichtlich. Setzen Sie den Push-Ansatz ein, so entlasten Sie in jeder Periode Ihre Gemeinkostenstellen komplett und ordnen die gesamten Gemeinkosten den jeweiligen Abrechnungsempfängern zu. Sie können dann jedoch auf den Senderkostenstellen nicht erkennen, wie hoch die Auslastung war und ob ggf. Leerkosten entstanden sind. Beim Pull-Ansatz belasten Sie die Empfänger verursachungsgerecht und können die Auslastung der Senderkostenstellen erkennen. Auf diesen bleibt jedoch in aller Regel ein Saldo stehen, so dass nicht alle Ihre Gemeinkosten Empfängern zugeordnet sind.