Die fortschreitende Krise hat zwischen vielen Lieferanten und ihren Kunden ein heftiges Ringen um Zahlungskonditionen ausgelöst. Denn immer stärker achten die Finanzabteilungen darauf, ihr Geld so früh wie möglich zu bekommen und so lange wie möglich zu behalten. So sagten 45 Prozent der rund 550 an einer aktuellen KPMG-Umfrage teilnehmenden CFOs, dass sie bereits schwer oder sogar sehr schwer an Forderungen ihrer Lieferanten trügen, ihre Rechnungen früher zu begleichen. 48 Prozent gaben an, dasselbe gelte für ihre Kunden, die immer später zahlen wollten. Vor allem der Automotive-Sektor ist betroffen. „Viele Zulieferer z.B. im Automobilbereich verlangen von den OEMs frühere Zahlungen, während diese auf der anderen Seite im Vertrieb mit großzügigen Konditionen gegen die Absatzschwäche ankämpfen müssen – und das bei eigenem rückläufigen Cashflow", sagt Peter Wiegand, einer der Studienautoren von KPMG.
Trotz der schwierigen Lage der großen Autokonzerne habe das in einigen Fällen schon zur Umstellung auf Sofortzahlung geführt. Tatsächlich sprach laut Pressebericht beispielsweise der Zulieferer Leoni kürzlich von der Möglichkeit, auf kürzere Zahlungsziele für Opel umzustellen. Gerade für kleine Unternehmen brechen schwere Zeiten an. Sie verfügen oft nicht nur über geringe Verhandlungsmacht, sondern kommen momentan auch besonders schwer an neue Bankkredite heran. Das Beispiel Leoni zeigt allerdings auch, dass nicht unbedingt der Größere beim Kampf um die Konditionen gewinnt. Wer auf die Produkte seines Lieferanten oder den Umsatz durch bestimmte Kunden angewiesen ist, kann sich deren Insolvenz schlicht nicht leisten und muss im Zweifelsfall sogar Unterstützungsmaßnahmen ergreifen.
„Angesichts der Krise haben wir unsere Kunden in A- und B-Kategorien eingeordnet“, berichtet der Group Treasurer eines Handelskonzerns.„Je nachdem, wie wichtig und ausfallgefährdet sie sind, können wir unter Umständen zu Unterstützungsmaßnahmen wie längeren Zahlungszielen bereit sein.“ In den Verhandlungen über Zahlungsziele mit Lieferanten und Kunden habe außerdem geholfen, dass man transparent gewesen sei. „Unsere Margen sind schon jetzt niedrig“, sagt der Treasurer. Die Geschäftspartner könnten da einsehen,dass eine weitere Kürzung kaum mehr hinnehmbar sei.