Die Staatskassen in Europa ächzen unter den Schuldenlasten. Da zählt jeder Cent, kein Umsatz in der Wirtschaft darf da an der Steuer vorbei gehen. Um das kontrollieren zu können, braucht der Fiskus ein zeitnahes, vollständiges Bild über alle getätigten Geschäfte. Dieses Bild liefern die in den Unternehmen ein- und ausgehenden Rechnungen. Elektronisch automatisiert auswertbar müssen die Rechnungen sein. Mit Papierrechnungen ist das nicht möglich. Das geht nur mit elektronischen Rechnungen. Ein europaweites Verbot von Papierrechnungen anstreben? Ist zur Zeit politisch nicht vermittelbar. Also dreht die EU-Kommission an der anderen Schraube, der Förderung des elektronischen Rechnungsaustauschs. Mit dem verlockenden Argument eines Wirtschaftsförderungsprogramms, das den europäischen Unternehmen innerhalb von sechs Jahren 240 Milliarden Euro einsparen soll.
Damit elektronische Rechnungen maschinell auswertbar sind, müssen diese als Daten in standardisierter Form vorliegen. Mit PDF-Dateien ist das nicht möglich, denn ein PDF ist vom Konzept "elektronisches Papier" und kein Datensatz. Das EU-Programm ist daher zweistufig. Erst einmal geht es um die Masseneinführung der elektronischen Rechnung am Markt mit maximaler Reichweite. Dann darum, zügig einen gemeinsamen Standard für die elektronische Rechnungsstellung zu entwickeln. Die Standardisierung wird folglich nicht dem freien Spiel der Kräfte in der Wirtschaft überlassen, sondern dem Europäische Komitee für Normung übertragen. Und danach? Danach verschafft sich der Fiskus zeitnah einen Zugriff auf die standardisierten Rechnungsdaten. Die Daten der Umsatzsteuervoranmeldung wandern längst elektronisch ans Finanzamt. Die Bilanzdaten folgen in Kürze. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, diesen roten Faden weiterzuspinnen. Sind die technischen Voraussetzungen gegeben, sind Szenarien wie die tägliche Umsatzsteuervoranmeldung, aufgeschlüsselt bis auf Rechnungsebene, leicht vorstellbar.
Die Finanznot in den Staatskassen ist die treibende Kraft beim elektronischen Rechnungsaustausch. Der Masterplan steht. Die Kraft wird immer stärker