Nehmen wir an, Sie wollen die Kostenstellen Ihres Unternehmens auswerten.
Grundsätzlich stehen Ihnen dann zwei Wege offen: Setzen Sie
kein SAP BI ein, müssen Sie Ihre Analyse direkt in der Kostenstellenrechnung
mit den dort vorhandenen Berichtstypen durchführen. Sofern sich
die Kostenstelleninformationen etwa in einer Unternehmensgruppe auf
unterschiedlichen Systemen befinden, müssten Sie diese unter Umständen
manuell zusammenführen. Sie müssen außerdem in jedem Fall etwas
Zeit für die Analyse selbst einplanen, um etwa von den Kostenstellensummen
auf einen höheren Detaillierungsgrad, etwa die einzelnen Kostenarten
nach Kostenstellen, zu kommen, denn die Datenstrukturen in
der operativen Umgebung sind in erster Linie für das Verbuchen der
Informationen optimiert und nicht für Reporting-Funktionen.
Steht Ihnen jedoch ein SAP BI-System zur Verfügung, müssen Sie sich Ihre
Daten nicht über eine verteilte Systemlandschaft zusammensuchen.
Stattdessen können Sie Ihre Zeit für die Analyse der Zahlen nutzen und
dazu das ganze Spektrum der SAP BI-OLAP-Funktionalitäten (OLAP =
Online Analytical Processing) ausschöpfen. Die OLAP-Funktionalität
ermöglicht Ihnen die Auswertung der in SAP BI verfügbaren Daten entsprechend
Ihren Präferenzen, denn OLAP umfasst Funktionen wie die Filterung,
Sortierung, Aggregation oder den Aufriss von Daten.
Abbildung 6.8 zeigt einen Ausschnitt aus einer Webapplikation mit einem
typischen Kostenstellenbericht. Er wird am Bildschirm mittels des Web
Item Tabelle ausgegeben. In den Zeilen werden die Kostenstellen dargestellt,
in den Spalten dagegen werden die Planwerte, die Istwerte, die
absolute Abweichung und die prozentuale Abweichung angezeigt. Die
prozentuale Abweichung ist zudem durch so genannte Exceptions farblich
hervorgehoben.
Drilldown
Im Beispiel glänzt insbesondere die Kostenstelle Personal durch eine
erhebliche Abweichung. Als verantwortliche Person für diese Kostenstellen
möchten Sie nun einen Drilldown auf die nächsttiefere Analyseebene
ausführen. Das bedeutet, Sie filtern nun auf diese Kostenstelle und nehmen
gleichzeitig einen Aufriss nach Kostenarten vor. Das Merkmal Kostenart wird nun aus den freien Merkmalen in die Zeilen des Berichts
übernommen. Abbildung 6.9 zeigt den Aufriss nach Kostenart.
Exceptions
Erneut hilft Ihnen auch hier die Einfärbung mittels einer Exception, die
Kostenarten mit den höchsten Abweichungen schnell aufzufinden.
Exceptions beinhalten Regeln mit Aussagen darüber, wie Kennzahlenwerte
beim Über- oder Unterschreiten von Schwellenwerten farblich hervorgehoben
werden sollen und auf welche Merkmalsaufrissebene sich
eine Hervorhebung bezieht.
Sofern Ihnen auch diese Sicht noch nicht die notwendigen Einsichten liefert,
können Sie die Berichts-Berichtsschnittstelle nutzen, um sich weitere
Informationen zu erschließen. Im Beispiel kommt etwa ein Absprung
(Drillthrough) auf die Einzelposten in der Kostenstellenrechnung infrage,
um anhand der Einzelbelege festzustellen, inwieweit möglicherweise
Fehlbuchungen auf Ihrer Kostenstelle gelandet sind (siehe Abbildung
6.10). Dazu springen Sie mit der Berichts-Berichtsschnittstelle in den
Bericht Kostenstellen Einzelposten Ist direkt in der Kostenstellenrechnung
(in der Abbildung links) und navigieren von hier in die Rechnungswesenbelege
(siehe Abbildung 6.10, Bildabschnitt im Vordergrund
rechts).
Berichts-Berichtschnittstelle
Zu den wesentlichen Vorzügen bei der Konfiguration der Bericht-
Berichtsschnittstelle gehört, dass Sie als Sprungziele auf verschiedene
Arten von Berichten sowohl aus SAP BI selbst als auch aus der SAP ERP
Central Component oder R/3-Umgebung zugreifen können. Im Beispiel
wird der Bericht Kostenstellen Einzelposten Ist bezogen auf die Kostenstelle
Personal und die Kostenart Gehälter ausgeführt werden. Daher
müssen aus dem BI-Bericht beispielsweise die Kostenstelle, die Kostenart,
die Periode sowie der Kostenrechnungskreis an den Einzelpostenbericht
im transaktionsbasierten System übergeben werden. Beim Einrichten
des Sprungziels hinterlegen Sie daher in den Einstellungen eine
Abbildungsvorschrift, die den Parametertransfer sicherstellt.
Neben den Exceptions haben Sie auch die Möglichkeit, durch so
genannte Bedingungen Informationen besonders pointiert hervorzuheben
– etwa indem Sie die Anzeige von vornherein z.B. auf die Kostenstellen
mit den insgesamt 50% höchsten Abweichungen oder etwa auf die fünf
Kostenstellen mit den höchsten Abweichungen beschränken (Abbildung
6.11).
Sonderberichte
Auch eine Reihe von Sonderanalysen kann in der OLAP-Welt recht einfach
umgesetzt werden: So ist neben der normalen DSO-(Days Sales Outstanding)
Analyse häufig interessant, auf welchen Teil der Debitoren sich
das höchste Forderungsvolumen konzentriert. Die Darstellung dieser
Information ergibt sich aus einer ABC-Analyse, die direkt in der BI-Query
angelegt werden kann. Abbildung 6.12 zeigt ein Beispiel hierfür.
Notwendig dazu sind lediglich in Spalte 1 die kumulierte Darstellung des
jeweiligen Forderungsanteils der einzelnen Debitoren am gesamten Forderungsbestand
sowie in Spalte 2 die kumulierte Darstellung des jeweiligen
Anteils der einzelnen Debitoren an der Gesamtzahl aller Debitoren.
Interessant sind etwa im Zuge von Bereinigungsaktivitäten von Karteileichen
auch Fragestellungen, mit welchen Debitoren oder Kreditoren gar
keine Geschäfte stattgefunden haben. Solche Anforderungen können
durch die Kombination mehrerer Datenspeicher in einem so genannten
MultiProvider und die gemeinsame Abfrage mittels einer Query gelöst
werden. Natürlich können Sie in allen Berichten auch Kommentare hinterlegen.
Mit der BI-Funktionalität in NetWeaver 2004s schließt SAP auch eine
Lücke bezüglich des Druckens aus dem Web. Es ist dann zum einen möglich,
Reports in das PDF-Format umzuwandeln, zum anderen wird auch
die Ausgabe komplexer Webapplikationen auf Drucker unterstützt.
Martin Strohmeier und Jörg Siebert I Quelle: SAP PRESS Buch mySAP ERP Financials"