Die folgenden Abschnitte sind dem Reporting mit SAP BI gewidmet. Wir
skizzieren kurz mögliche Anwendergruppen und betrachten dann anhand
von Beispielen Möglichkeiten, wie Sie mit SAP BI ein effizientes Reporting
gestalten können.
Financial Reporting mit SAP BI
Die Bandbreite der Lösungen für Rechnungswesen und Controlling
schließt in SAP ERP die BI-Funktionalität als zentrales und umfassendes
Reporting-Toolset ein. Sowohl für die Analyse wie auch für die Gestaltung
von Berichten stellt Ihnen die BEx Suite umfassende Funktionalitäten und
Werkzeuge zur Verfügung. In welcher Form diese Optionen jeweils für
die Anwender der BI-Funktionalität verfügbar sind, ist abhängig von
deren jeweiliger Rolle. SAP unterscheidet bei den Nutzern des Reportings sehr deutlich zwischen
Konsumenten von Informationen vom Gelegenheitsnutzer bis zum
Analysten – etwa aus Management und Controlling – einerseits und
»Designern« von Informationen – Key User und Spezialisten für die
Gestaltung von Data-Warehouse-Abfragen – andererseits (siehe Abbildung
6.5).
Nutzertypen und Aktivitäten
Als Informationskonsument nutzen Sie hauptsächlich die Analyse- und
Auswertungsmöglichkeiten, die das Standardberichtswesen in Form laufend
aktueller Berichte im Web oder der MS-Excel-Umgebung bereithält.
Als erfahrener Anwender gestalten Sie auch Ad-hoc-Berichte in der
Webumgebung selbst. Frontendseitig bietet SAP im Business Content für
diese Nutzertypen verschiedene User Interface Patterns an, die an die
Bedürfnisse unterschiedlicher Anwendergruppen angepasst sind und
deren Ausstattung mit Navigations- und Handlingfunktionen die Intensität
der Nutzung reflektiert.
Die zweite Gruppe umfasst dagegen diejenigen Personen, die zentral mit
der laufenden Pflege und Weiterentwicklung des Standardberichtswesens
und darüber hinaus mit der Entwicklung ausgefeilter Sonderberichte
betraut sind. Die Gruppe der Informationskonsumenten gliedert sich nach dem Informationsbedarf
und Art der Arbeitsaufgaben noch weiter: Auf der
Managementebene handelt es sich meist um Gelegenheitsnutzer – hier
besteht meist der Bedarf nach sehr umfassenden, allerdings stark verdichteten
Daten, die möglichst ergonomisch in verhältnismäßig statischen
Dashboards oder Cockpits durch Grafiken, Tabellen und erläuternde
Dokumente angeboten werden.
Auf Sachbearbeiter-Ebene in Controlling oder Finanzbuchhaltung werden
dagegen andere Berichte benötigt: Aus Berichten mit globalen Abstimmsummen
müssen beispielsweise einzelne Konten gefiltert und schließlich
muss bis auf die Ebene der Einzelbelege – möglicherweise im operativen
Systemumfeld – navigiert werden können.
Die Herausforderung besteht also darin, den unterschiedlichen Bedarfsgruppen
im Unternehmen die für sie maßgeschneiderte Zusammenstellung
und Aufbereitung der Informationen, aber auch der jeweils benötigten
Funktionalitäten zur Verfügung zu stellen und damit den
unterschiedlichen Rollen der verschiedenen Anwendergruppen gerecht
zu werden.
Systemseitig stellen Sie dies über das Rollenkonzept sicher: Systemfunk- Rollenkonzept
tionen und Berichte werden in einer Rolle zusammengefasst, die mit
bestimmten Zugriffsrechten auf Daten und Aktivitäten ausgestattet ist
und die den jeweiligen Anwendern in ihren Stammsätzen zugeordnet
wird.
Analyseprozess
Inwieweit es Ihnen gelingt, Produktivitätsreserven in den Analyseprozessen
auch wirklich zu heben, hängt wesentlich davon ab, wie die verschiedenen
Werkzeuge von SAP BI in den verschiedenen Analysephasen
genutzt werden. Dazu gehören auch die Auswahl der Analyseumgebung
(Excel oder Web) und ein effizienter, rollenbasierter Analyseeinstieg.
Analyseumgebung und Frontend-Funktionalität
Die Entscheidung, mit welcher Analyseumgebung am Frontend Sie arbeiten
wollen, hängt davon ab, welchem Anwendertyp Sie sich selbst zuordnen.
Insbesondere Gelegenheitsnutzer setzen häufig auf die Webumgebung
und die Browsertechnologie. Vorteilhaft ist hierbei in jedem Fall,
dass für das Web-Reporting keine SAP-spezifischen Frontend-Installationen
notwendig sind – ein Webbrowser genügt als Analyseumgebung. Bei
Bedarf können die Daten aus der Webumgebung überdies nach MS Excel
exportiert werden.
Allerdings bevorzugen auch nach dem Siegeszug der Browsertechnologie
viele Analysten und Anwender aus den Fachabteilungen den BEx Analyzer
mit seiner MS-Excel-Einbettung für ihre Analysen. SAP hat diesem
Umstand mit einer wesentlichen Weiterentwicklung der MS-Excel-Analyseumgebung
in der BI-Funktionalität von NetWeaver2004s Rechnung
getragen. Dabei wurden eine Reihe von Funktionen, etwa die Navigation
mittels Drag & Drop, in der Web- und der MS-Excel-Umgebung vereinheitlicht.
Einstieg in die Analyse
Der Einstieg in die Analyse muss aufgrund seiner Akzeptanzwirkung für
das Online-Reporting möglichst effizient und einfach gemacht werden.
Simpel gesagt: Die benötigten Funktionen und Informationen müssen
natürlich vollständig verfügbar sein – aber eben nur im notwendigen
Maß. Auch ein Zuviel an Informationen ist unproduktiv und nicht nutzerfreundlich.
Am einfachsten ist es für die Anwender auf den verschiedenen Ebenen,
wenn der Zugriff auf Berichte genau entsprechend ihrer betriebswirtschaftlichen
Aufgaben möglich ist. Anwender aus der Debitorenbuchhaltung
benötigen für die Ausübung ihrer Rolle etwa Berichte zu Forderungsbeständen
oder Fälligkeitsanalysen, aber möglicherweise keine
konsolidierten Ergebnisberichte.
Anwender aus der Unternehmensleitung
dagegen erwarten selbstverständlich ein konsolidiertes Ergebnis,
aber kaum eine Debitorenfälligkeitsanalyse. Unabhängig von der Rolle
gilt immer: Kein Anwender sollte nach seinem Bericht suchen müssen.
Sie werden diesen Anforderungen am ehesten gerecht, wenn Sie sich das
Rollenkonzept von SAP zunutze machen. Prinzipiell können Sie einen
effizienten rollenbasierten Einstieg für die Anwender auf verschiedene
Arten erreichen.
Am umfassendesten gelingt Ihnen das sicherlich mit dem SAP Enterprise
Portal. In der BI-Funktionalität in NetWeaver 2004s ist das SAP Enterprise
Portal aber nicht nur der zentrale und einfachste Zugang zum Reporting –
die Verfügbarkeit des Portals ist eine Voraussetzung für die Nutzung dieses
Releases von SAP BI. Außerdem stellt das Portal eine umfassende
Plattform für den Zugriff auf Informationen jeder Art bereit und umfasst
auch Funktionen für Collaboration oder Self Services und fungiert als Single
Point of Entry in einer komplexen, aber für Sie als Anwender durch
das Portal verdeckten und dadurch ganz wesentlich vereinfachten Systemlandschaft.
Abbildung 6.6 zeigt ein Beispiel für einen rollenbasierten
Einstieg im SAP Enterprise Portal.
Sofern bei Ihnen noch nicht die BI-Funktionalität in NetWeaver 2004s
installiert ist und Sie das SAP Enterprise Portal nicht einsetzen, können Sie
das Web Item Rollenmenü aus dem BEx Web Application Designer verwenden.
Das Prinzip ist sehr einfach: Jedes Web Template, jede Query
oder Arbeitsmappe kann entweder beim Speichern in der Designumgebung
direkt in eine Rolle hineingespeichert oder nachträglich in der Rollenpflege
zugeordnet werden. Alle System-User, die dieser Rolle zugeordnet
sind, haben Zugriff auf die zugehörigen Berichte. Wenn Sie sich also
am System anmelden, wird Ihnen das Rollenmenü automatisch die zu
Ihrer Rolle zugeordneten Berichte anzeigen. Grundsätzlich kann, sofern
Anwender mehreren Rollen zugeordnet sind, die Anzeige auf einzelne
Rollen eingeschränkt werden. Abbildung 6.7 zeigt ein einfaches Beispiel
für ein Rollenmenü, eingebunden in ein Frameset.
Interessanterweise zeigt die Erfahrung aus einer Vielzahl von Kundengesprächen,
dass das Bewusstsein über den Wert dieser Werkzeuge in manchen
Unternehmen noch nicht so sehr entwickelt ist.
Martin Strohmeier und Jörg Siebert I Quelle: SAP PRESS Buch mySAP ERP Financials"