Dieser Abschnitt beschreibt den Prozess von der Gewinnung der Daten
bis hin zu einem effizienten Reporting. Daneben erhalten Sie in diesem
Abschnitt eine Einführung in die wichtigsten Begriffe und Konzepte in
diesem Bereich.
Data Acquisition und Data Warehousing
Am Anfang jeder Art von Analyse in SAP BI steht ein Datenbestand in
einem Datenspeicher, der zunächst aus unterschiedlichen Quellsystemen
erzeugt werden muss. Dazu müssen im Quellsystem Tabellenfelder ausgelesen
werden – beispielsweise die Summensatztabellen aus dem neuen
Hauptbuch in SAP ERP: Bewegungsdaten sind in diesem Zusammenhang
etwa die Beträge in lokaler Währung. Die Kontierung auf Sachkonten und
CO-Objekte (Kostenstellen/Innenaufträge usw.) dagegen repräsentiert
Stammdateninformationen. Die benötigten Stammdaten- und Bewegungsdaten-
Informationen müssen nun in geeignete Datenziele in SAP BI
übergeben und gespeichert werden. Dann können Datenbankabfragen
darauf zugreifen und die Daten am Bildschirm ausgegeben werden.
Das klingt eigentlich simpel, allerdings müssen, damit die Datenlogistik
zwischen Quellsystem und SAP BI gewährleistet ist, systemseitig sowohl
im Quellsystem als auch in SAP BI noch einige Zwischenschritte definiert
werden und Voraussetzungen erfüllt sein.
Erstens müssen in SAP BI die benötigten Datenziele vorhanden sein.
Datenziele sind Tabellen, in denen Stammdaten und Bewegungsdaten im
BI physisch abgelegt werden. Sie bestehen grundsätzlich aus kleinen Bausteinen,
den so genannten InfoObjects. Hier gilt es zwei Typen zu unterschieden:
* Kennzahlen (beispielsweise Liefermenge, Betrag in Hauswährung,
Betrag in Transaktionswährung)
InfoObjects werden unabhängig von einzelnen Informationsmodellen
angelegt und können in beliebig vielen Tabellen verwendet werden. Der
Hintergrund dieses Verfahrens ist klar: Damit können Merkmale – z.B.
Konten – unabhängig von ihrer Verwendung in einzelnen Datenspeichern
gepflegt oder geladen werden; das Ergebnis steht dann in jedem Kontext,
in dem das Merkmal verwendet wird, zur Verfügung.Folgende BI-Objekte repräsentieren Datenziele:
* InfoCubes für die mehrdimensionale Speicherung von voraggregierten
Daten
* ODS-Objekte (ODS = Operational Data Storage) bzw. DSO-Objekte
(DSO = Data Storage Object) für die Speicherung von Daten auf Belegebene;
seit NetWeaver 2004s werden ODS-Objekte als DSOs
bezeichnet
* Merkmalstabellen für die Speicherung der Stammdateninformationen
und der beschreibenden Attribute
Zweitens muss im Quellsystem sowohl für die Stammdaten als auch die
Bewegungsdaten festgelegt sein, welche Tabellen und Tabellenfelder
überhaupt ausgelesen werden sollen und um welche Datentypen es sich
dabei handelt. Diese Informationen sind Bestandteil einer Tabellenstruktur,
der so genannten DataSource, die dann in SAP BI repliziert wird – man
spricht hier auch von einem Metadaten-Transfer. Die DataSource dient
dazu, beim eigentlichen Ladevorgang die ankommenden Daten in der
Struktur des Quellsystems zu identifizieren.
Drittens müssen Regeln mit Abbildungsvorschriften für den Transfer der
Daten in die Tabellenstrukturen im Zielsystem definiert werden, denn
typischerweise sind die Tabellenfelder im Quellsystem als Herkunftsobjekte
ganz anders bezeichnet als die InfoOjects in SAP BI als Empfänger-
Objekte. Während beispielsweise in der SAP ERP-Kostenstellenrechnung
CO-OM der Feldname für die Kostenstelle KOSTL lautet, wird in SAP BI
häufig das Merkmal 0COSTCENTER zur Abbildung der Kostenstellen
genutzt.
Die Definition dieser Abbildungsvorschriften erfolgt in SAP BI, basierend
zum einen auf der DataSource, die ja die Datenstruktur aus dem Quellsystem repräsentiert, zum anderen basierend auf den Tabellenstrukturen
in SAP BI.
Harmonisierung
Auf die ankommenden Daten werden vor allem dann noch zusätzliche
Transformationsschritte angewendet, wenn sie aus unterschiedlichen
Quellsystemen stammen. Da SAP BI als »Single Point of Truth« fungieren
soll, müssen Sie die unterschiedlichen Merkmalsausprägungen vereinheitlichen.
Sinnvollerweise erfolgt dies, bevor die Daten abschließend in
den Datenzielen verbucht sind – daher werden solche Transformationen
oft als Routinen im Zusammenhang mit den Transferregeln hinterlegt und
angewendet. Zunehmend mehr Kunden wenden auch so genannte Enterprise-
Data-Warehouse-Konzepte an. Im Kontext von SAP BI bedeutet das,
dass Daten aus unterschiedlichen Quellen zunächst mit möglichst hoher
Granularität in ODS-Objekte gespeichert und dort harmonisiert werden.
Danach können Sie die harmonisierten Daten für das Reporting aggregiert
nach unterschiedlichen Sichten in InfoCubes übernehmen und darauf
Ihre Analysen aufbauen.
Extraktoren
Erst wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, können die Daten in das SAP
BI-System geladen werden. Dazu werden aus SAP BI so genannte Extraktoren
in den Quellsystemen angestoßen und die Extraktion gestartet.
Extraktoren sind Programmbausteine, die in den Quellsystemen die
benötigten Daten entsprechend den in der DataSource enthaltenen
Strukturinformationen auslesen und an SAP BI übergeben. Die ankommenden
Daten werden gemäß der gepflegten Abbildungsvorschriften auf
die InfoObjects abgebildet und in den Datenzielen verbucht und gegebenenfalls
partitioniert, aggregiert und verdichtet.
Damit ist die eine Seite der Medaille – die Bereitstellung eines Datenbestands
für die Analyse – knapp, aber für die Zwecke dieses Buches hinlänglich
und beschränkt auf einen einfachen Standardprozess, beschrieben.
Die andere Seite der Medaille ist die Analyse selbst: Wie kommen
die Daten in einer bestimmten Weise auf den Bildschirm? Dabei müssen
Sie zwei Aspekte unterscheiden:
Die rein berichtsorientierte Darstellung von Daten in einer Analyseumgebung
wird in SAP BI durch ein breites Spektrum von Werkzeugen aus der
BI Suite abgedeckt.
Daneben enthält die BI Platform Zusatzfunktionalitäten für die besonders
pointierte Hervorhebung von Sachverhalten durch Alerts, für die methodisch-
statistische Gewinnung von versteckten Informationen aus einem
Datenbestand oder für die planerische Gestaltung von Daten.
Martin Strohmeier und Jörg Siebert I Quelle: SAP PRESS Buch mySAP ERP Financials"